25.11.11 13.01.12
Wegmarken
Peter Fricke (†), Eckart Straube, Lillemor Mahlstaedt, Philipp
Lange, Evelyn Fricke
Wegmarken im KUNSTRAUM FARMSEN
In welch verschiedenen Facetten ein Thema inhaltlich, formal
und in der Wahl des Materials künstlerisch umgesetzt werden
kann, zeigt die Ausstellung Wegmarken vom 25.11.2011
bis zum 13.01.2012 im KUNSTRAUM FARMSEN. Fünf Künstler
haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und erstaunlich
unterschiedliche Antworten gefunden: Peter Fricke (+ 2010),
Eckart Straube, Lillemor Mahlstaedt, Philipp Lange und Evelyn
Fricke. Vier der Genannten haben sich zu einer lockeren Künstlergruppe
zusammengefunden und die Ausstellung gemeinsam erarbeitet.
Auf Peter Frickes künstlerischem Weg waren es zunächst
mit Farbstiften filigran und liebevoll,
oft großformatig festgehaltene Alltagsszenen aus Hamburg-Altona.
Später folgten das Thema
Bewegung in einer Gruppe, als Paar oder allein
- sowie die malerische Auseinandersetzung mit
Stürzen. Bedingt durch die Lage seines Ateliers
entstanden Moorlandschaften im Zwischenbereich
von Gegenständlichkeit und Abstraktion. Sein Interesse
für das Material Torf fand seinen Ausdruck in
archaisch wirkenden Torf-Objekten (Schwarzer Kubus
als Land-Art-Projekt) und Torfsäule (mit Judith
Hamann) im ehemaligen Karstadt-Gebäude in Altona. In seinen
beiden letzten Lebensjahren begann
Peter Fricke mit einer Hinwendung zu seiner persönlichen
Geschichte als im Nationalsozialismus aufgewachsenes Kind und einer künstlerischen Auseinandersetzung
mit der menschlichen Endlichkeit.
Für Eckart Straube, den Zeichner und Maler, beleuchten
Wegmarken häufig Aspekte des Verhältnisses
des Einzelnen zur Gesellschaft: Unterwegs und auf der
Suche: Werden wir getragen oder getrieben von
Personen und Themen? Wer oder was stützt oder stört
unseren Weg? Tabori und Pina Bausch, oder
Sarrazin? Haben wir uns entschieden, können wir handeln.
Denken wir zurück und überlegen wir nach
vorn. Haben wir eine Meinung!
Lillemor Mahlstaedts Thema ist der Mensch, die menschliche
Gestalt, der sie sich malerisch nähert. Wegmarken
begreift die Künstlerin als bedeutsame Ereignisse, die
jeder Mensch im Laufe seines Lebens erlebt und subjektiv empfindet.
Die individuellen Erfahrungen können gleichzeitig Grunderfahrungen
Vieler sein. Für sie als Malerin war an dem Ballspiel junger
Männer (eines der ausgestellten Bildmotive) der formale
und farbliche Ausdruck von Bewegung interessant. Für die
(realen) Jungen stellt ihr Spiel möglicherweise eine bleibende
Erfahrung dar: die des Kräftemessens im sportlichen Kampf,
des Gefühl körperlicher Beweglichkeit ... In einer
anderen, weiterführenden Interpretation könnte der
Kampf um Gewinn und Macht oder die Rolle der Jugend im Spiel
gesellschaftlicher Kräfte oder politischer Umwälzungen
als Wegmarke symbolisiert worden sein.
Den Fotografen Philipp Lange interessieren die Wechselwirkungen
zwischen Luft und Wasser in Form von Wellen und diejenigen von
Wasser und Boden als geriffelte Spuren im Sand. Er folgt damit
der Chaos-Theorie, nach der sich die interessanten Vorgänge
genau an den Übergangspunkten bzw. Grenzen von Zuständen
abspielen. Einige Bilder zeigen bewusst abstrakte, von Phänomenen
der Natur geschaffene Formen. Somit entdeckt der Künstler
unterschiedliche Wegmarken im Sand: die Hinterlassenschaften
von Strömungen und Wellen.
Evelyn Fricke hält persönliche Wegmarken
malerisch, fotografisch oder in Verbindung beider Techniken
sowie als Collage fest. Sie verarbeitet eigene lebensgeschichtliche
Brüche oder Verweilpunkte malerisch, z.T. ironisch, oder
verfremdet (in analoger Fotografie) Wegmarken in
der Natur durch Wahl des Ausschnitts und der momentanen Farbstimmung.
Portugiesische Mauer-Graffiti interessieren sie als Formen öffentlicher
Kommunikation. Aus ihrer Sicht sind Mauern unschuldig,
können aber Gefährten für persönliche und
gesellschaftliche Visionen sein. In der Serie Globales
Haus stellt Evelyn Fricke, die erst seit wenigen Jahren
die freie künstlerische Auseinandersetzung wagt, die Forderung
nach einer weltweit jedem Menschen zur Verfügung stehenden
Behausung auf. Ihre jüngste Arbeit Der andere 11.
September möchte der Betroffenheit über Nine-Eleven
eine weitere Dimension geben.
Wer sich der vielschichtigen Bedeutung von Wegmarken
mit Hilfe der Exponate auseinandersetzen und im Gespräch
mit den Künstlern nähern möchte, ist herzlich
zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, den
25. November 2011, um 20 Uhr in den KUNSTRAUM FARMSEN
im VHS-Zentrum Ost am Berner Heerweg 183 eingeladen!
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